Mietspiegel als privates Investmentprojekt: In Kaiserslautern geht Haus & Grund neue Wege

Jürgen Hammel, Vorsitzender des Haus & Grund Ortsvereins, startet Crowdfunding-Initiative

Was tun, wenn der Stadt das Geld für die längst überfällige Neuauflage eines Mietspiegels fehlt? Jürgen Hammel von Haus & Grund Kaiserslautern hat eine besonders kreative Antwort gefunden: Via ultra-modernem „Crowdfunding“ werden private Vermieter zu gemeinschaftlichen Investoren – und am Ende winkt eine höchst willkommene Belohnung.

Innovativ: Jürgen Hammel, Vorsitzender von Haus & Grund Kaiserslautern.Innovativ: Jürgen Hammel, Vorsitzender von Haus & Grund Kaiserslautern. - Foto: Haus & Grund

Von Martin H. Müller

Die (Neu-)Auflage eines Mietspiegels (s. Hintergrundinformation im Kasten) ist eine freiwillige Leistung der Stadt. Für solche Leistungen darf Kaiserslautern derzeit kein Geld ausgeben, Stichwort Haushaltssicherungskonzept. Für private Vermieter aber wird die Lage durch das Fehlen einer aktuellen und vor allem belastbaren Datenbasis immer prekärer: „Die beiden vor Ort für das Mietrecht zuständigen Amtsrichter haben zwischenzeitlich rechtliche Bedenken geäußert, ob der Mietspiegel von 2008 aufgrund seines Alters überhaupt noch Anwendung finden kann“, sagt Jürgen Hammel, Vorsitzender von Haus & Grund Kaiserslautern.

Verlässliche Auskunft dringend gesucht

Damit würde dann auch der tiefere Sinn des Mietspiegels als solcher in Zweifel gezogen: nämlich der, eine verlässliche Auskunft über den frei finanzierten Wohnungsmarkt in Kaiserslautern zu bieten und damit zum sozialen Frieden zwischen den Vertragspartnern des Mietverhältnisses beizutragen. Genau diesen Sinn hatte Oberbürgemeister Dr. Klaus Weichel damals noch in seinem Vorwort zum veralteten Mietspiegel betont.

Eigentlich sieht das Gesetz vor, dass ein Mietspiegel im zweijährigen Turnus fortgeschrieben wird. Die Kaiserslauterer Ausgabe hinkt also schon vier Anpassungen hinterher. Das Problem: Die Neuauflage bzw. Fortschreibung eines Mietspiegels kostet Geld. Und genau das fehlt vielen klammen Kommunen. „Hier heißt es, kreative Lösungen zu finden“, erläutert der Haus & Grund Vorsitzende.

Aus seiner langjährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Gutachter im Gutachterausschuss der Stadt Kaiserslautern ist ihm bekannt, dass das fachliche Know-how in diesem Gremium für die Mietspiegelerstellung vorhanden ist und auch zur Verfügung gestellt würde. Fehlt also noch die nötige Finanzierung der Sachkosten: 11.000 Euro würde die Neuaufstellung des Mietspiegels nach Auskunft aus dem Rathaus kosten.

Dieses Geld möchte Hammel mittels eines so genannten Crowdfunding (siehe Hintergrundinformation im Kasten) zusammenbringen. Dass diese Möglichkeit grundsätzlich für das „Projekt Mietspiegel“ besteht, hat der Oberbürgermeister dem Haus & Grund Vorsitzenden schriftlich bestätigt.

Auch die Stadt sei „an der Sicherung und Entwicklung ihrer Qualität als Wohnungs- und Wirtschaftsstandort besonders interessiert“, heißt es hier. Deshalb sei „eine Neuauflage eines Mietspiegels unter Berücksichtigung ihres Verfahrensvorschlags sehr begrüßenswert“, so Weichel in seinem Schreiben an Hammel.

Die Unterstützung soll sich am Ende lohnen

Nun sind also die privaten Eigentümer vor Ort gefragt: „Wir bitten unsere Mitglieder und alle Vermieter in Kaiserslautern um einen Beitrag zur Finanzierung der Sachkosten für die Neuauflage. Jeder Beitrag ist willkommen“, appelliert der Haus & Grund Vorsitzende. Dafür gibt es selbstverständlich auch etwas zurück: „Jeder Unterstützer, der mindestens zehn Euro zahlt, erhält nach Veröffentlichung des Mietspiegels ein Exemplar in der Geschäftsstelle“, erklärt Hammel. Dafür genügt die Vorlage der Überweisungsquittung.

Sollte es nicht zur Beauftragung des Gutachterausschusses mit der Erstellung eines Mietspiegels kommen, erhalten alle Investoren ihren Beitrag zurücküberwiesen. Dass es soweit kommt, glaubt Hammel aber nicht: „Schließlich haben unsere Mitglieder ein sehr gutes Gespür für sinnvolle Investitionen.“ Kommt das Geld zusammen, würden die Vorbereitungen noch in diesem Jahr beginnen und die Aufstellung des neuen Mietspiegels voraussichtlich 2017 erfolgen.

Dann haben die privaten Vermieter vor Ort auch wieder ein verlässsliche Grundlage für die Festsetzung einer marktüblichen Miete – sei es bei der Neuvermietung oder bei einer (bekanntlich in den meisten Fällen ja ohnehin längst überfälligen) Mieterhöhung. 

Hintergrund-Information: Stichwort Mietspiegel

Ein aktueller Mietspiegel ist für private Vermieter eine wichtige Grundlage, um eine Mieterhöhung rechtssicher durchsetzen zu können. In vielen Städten und Gemeinden aber beruht der Mietspiegel auf einer mehr oder weniger veralteten Datenbasis – mit der Folge, dass die hier abgebildeten Miethöhen nicht mehr den aktuellen Marktmieten entsprechen.

So auch in Kaiserslautern: „Der derzeitige Mietspiegel stammt aus dem Jahr 2008“, erklärt Rechtsanwalt Jürgen Hammel, Vorsitzender des Haus & Grund Ortsvereins. „Nun sind wird hier zwar keine Schwarmstadt, aber die allgemeine Preisentwicklung am Immobilienmarkt hat hier – wenn auch in abgeschwächter Form – ebenfalls ihren Niederschlag gefunden.“ Der aber findet sich in den im Mietspiegel ausgewiesenen Preisen natürlich nicht wieder. Er repräsentiert noch Daten aus den Jahren 2003 bis 2007.

Hintergrund-Information: Crowdfunding – so funktioniert‘s

Frei übersetzt bedeutet Crowdfunding „Schwarmfinanzierung“. Das erklärt das Wesen dieser Form der Finanzierung bereits ganz gut: Notwendiges Kapital für ein Projekt wird beschafft, indem möglichst viele Personen einen kleinen Geldbetrag investieren. Dafür erhalten die Investoren dann einen Vorteil bei der Realisierung des Vorhabens, wie z.B. einen früheren oder vergünstigten Zugang.

Haus & Grund Kaiserslautern hat für das „Projekt Mietspiegel“
ein Sonderkonto eröffnet. Hier die Kontodaten:
IBAN: DE73 5409 0000 0000 1181 17
BIC: GENODE61KL1

Wer mindestens zehn Euro investiert, erhält bei erfolgter Neuauflage ein Exemplar des Mietspiegels in der Geschäftsstelle.

 

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